Wuppertal

Achter Tag: Kindheitswege

Heute gehe ich alleine auf „Back-to-the-roots-Tour“. Bernhard bringt mich an eine geschickte Stelle beim Kothener Busch, von dem aus ich den Weg suchen kann, den ich mit meiner Mutter öfters zum Spielplatz gelaufen bin. Ich meine mich zu erinnern, aber bin mir nicht ganz sicher. Auf jeden Fall genieße ich eine wunderbare Aussicht und den Wald.

Als ich ungefähr vier Jahre alt war, fanden meine Eltern eine Wohnung in der Oskarstraße 10, wieder an der Bahnlinie. Ich erinnere mich noch gerne an die Lokomotiven, die uns oft mit ihrem Dampf einhüllten, wenn wir über die Brücke liefern. Als wir wegzogen, wurde die Strecke gerade elektrifiziert.


Mein Schulweg zog sich ziemlich in die Länge. Ich erinnere mich heute teilweise noch ganz genau an einzelne Fabriken, Häuser oder Mauern.
 
Ich wusste vermutlich  nicht, dass sich sowohl das Geburtshaus von Engels als auch das Opernhaus ganz in der Nähe befanden und wenn, dann hätte mich das in diesem Alter vermutlich sowieso nicht sonderlich beeindruckt.

Vom Opernhaus aus schlendere ich zur Wupper, vorbei am Tuffi-Gedenk-Steinelefant, der mitten im Fluss steht, und gehe über die Adlerbrücke, so wie ich es zu Kindergartenzeiten oft getan habe.

Dann geht es zurück zum Bahnhof Barmen, der auf meinem Schulweg lag und mir besonders wegen seiner Uhr noch im Gedächtnis geblieben ist. Dort genehmige ich mir einen Cappuccino.

Ich komme zum Fischertal und werfe einen Blick auf den Alten Markt. Erstaunlich, dass ich bereits als Grundschulkind eine so befahrene Straße alleine überqueren konnte.

Ich erreiche meine Schule, von der es zu meiner Zeit nur das Erdgeschoss gab, und sammele noch ein paar Eindrücke vom damaligen Heimweg bevor ich zur Innenstadt weiter ziehe.

Vom Alten Markt aus gelange ich über den Werth zum Alten Rathaus.

Ich bewundere noch andere Bauwerke, an die ich keine speziellen Kindheitserinnerungen habe, und besuche dann ein Bäckerei-Café.
 
Bevor mich Bernhard wieder einsammelt, besuche ich die Kirche St. Antonius, in der ich getauft wurde, Erstkommunion feierte und Sonntags normalerweise zur Messe mitgenommen wurde. Ich bin enttäuscht, dass vom alten Gebäude nur noch der Turm steht. Dann freue ich mich aber, als ich in der neuen Kirche mein Taufbecken sehe, das mir durch alte Bilder vertraut ist.

Ich fange auf dem Treffpunkt mit Bernhard noch letzte Schwebebahnimpressionen ein.
 
Auf der Heimfahrt nach Cronenberg hält Bernhard an einem Aussichtspunkt und am Toelleturm, an den ich mich noch vage erinnere. Er sieht wesentlich gepflegter und eleganter aus als der Bismarckturm. Die in der Nähe liegende Endstation der Bergbahn, die 1959 eingestellt wurde, lässt mich daran denken, dass ich mir damals die Bergbahnzeiten zurück wünschte, immer wenn ich die noch verbliebene gezackte Spur sah. Demnach war der Weg durch die Barmer Anlagen hoch zum Toelleturm wahrscheinlich auch ein Ausflugsziel meiner Familie.

Als dieser letzte „Back-to-the-roots“-Tag zu Ende geht, bin ich ganz erfüllt von lebendigen Erinnerungen und alten Bildern.

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Wuppertal

Sechster Tag: Elberfeld

Die Hardt-Anlagen sind eine der ältesten innerstädtischen Parkanlagen Wuppertals. Zunächst schlendern wir dort durch den botanischen Garten vorbei am Elisenturm und der Villa Eller.

 
Die Familie ging in Kindheitstagen dort von der Barmer Seite aus manchmal spazieren. Erinnerungen habe ich nur noch an den Bismarckturm im Schnee. Heute bin ich etwas enttäuscht von diesem Turm, weil es ihm meiner Meinung nach deutlich an Eleganz mangelt.

Der  Herbst zeigt sich von der allerschönsten Seite.
 
Wir ziehen weiter zur „Utopiastadt“ am ehemaligen Mirker Bahnhof in der Nordstadt, die zentrale Anlaufstelle für kreative Stadtentwicklung. Sie bietet Raum für kulturelle und gesellschaftspolitische Visionen.
 
Leider ist das alternative Café noch geschlossen, aber wir dürfen uns dort umsehen.
 
Schritt für Schritt soll das Bahnhofsgebäude, das schon vor dreißig Jahren seine Bedeutung verloren hat, zu weiterem neuen Leben erweckt werden.

Auf dem Weg zur Froweinstraße, wo früher meine Oma mütterlicherseits mit ihrer Schwester wohnte, sehe ich eine Hauswand, auf welcher Friedrich Engels gewürdigt wird. Der Philosoph ist ein Sohn der Stadt und wurde 2020 zu seinem zweihundertjährigen Geburtstag auf diese Weise auf verschiedenen Hauswänden geehrt. Leider konnten geplante Jubiläumsveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. Ob ihm der Engel wirklich gefallen würde bezweifele ich allerdings.
Und jetzt bin ich wieder auf der „Back-to-the-roots-Tour“. Die Beiden wohnten in der Nordstadt, einem der größten deutschen zusammenhängenden Wohngebieten aus der Gründerzeit. Die Gegend wirkt heute gepflegter als in meiner Kindheit.
  
Meine Oma besuchte am Sonntag regelmäßig den Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. Ich erinnere mich daran, dass sie mich auch ein paar mal mitgenommen hat.

Die Tour führt mich auch in die Kindheit meines Vaters. Ich bin überrascht, dass ich am Höchsten 17, wo mein Vater die Zeit bis zu seinem sechzehnen Lebensjahr verbrachte, immer noch eine Turnhalle vorfinde. Das Gebäude wurde 1943 beim Luftangriff völlig zerstört und die Familie bekam eine neue Wohnung. Oma und Tante hatten bis dahin die dazugehörige Badeanstalt betrieben und mussten ihre Arbeit danach aufgeben.
 
Wir laufen weiter in die Innenstadt von Elberfeld vorbei am Rathaus und am Kaufhof. Ich meine mich noch daran zu erinnern, wie das Parkhaus gebaut wurde und welche Angst ich hatte, als wir danach mit dem Auto dort hoch fuhren.
Auf dem Laurenziusplatz beenden wir dann die Tour mit Kaffee und Kuchen.
 
   


Am Abend bäckt Geli mir Kindheitserinnerungen in Form von Reibekuchen. ❤️❤️❤️

 

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Wuppertal

Fünfter Tag: entlang der Wupper

Mich überkommt eine Sonntags-Ausflugsstimmung, die irgendwie an alte Zeiten erinnert. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, als wir im Brückenpark Müngsten zahlreiche Informationen aus der Vergangenheit teilweise recht spielerisch geliefert bekommen. Beispielsweise bringt Bernhard hier einen sprechenden Rätselstein zum Erzählen.
 
Der Weg führt der Wupper entlang zur 125 Jahre alten Müngstener Brücke, der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands:
– 500 Meter lang
– 107 Meter über der Wupper
– 5000 Tonnen schwer
– 3 Jahre Bauzeit

 
Bald folgt die nächste Attraktion des Brückenparks: die einzigartige Schwebefähre, mit der wir uns selbst mit Hilfe des Fährmanns und unserer Muskelkraft 65 m über die Wupper „wippen“ (oder wuppern?) als wäre sie eine Draisine auf zwei Seilen.
 
 
Wir laufen – wie viele andere Menschen auch – nach Unterburg und erfreuen uns an den vielen Herbsteindrücken entlang der Wupper.

 
In Unterburg überqueren wir den Fluss mit dem Sessellift und fahren hoch nach Schloss Burg.
 
 
Unter „Schloss Burg“ stelle ich mir aufgrund von Erzählungen einen märchenhaften Ausflugsort vor und bin deshalb enttäuscht, als ich auf eine große Baustelle gelange. Ich versuche das Schloss „schönzufotografieren“.

Schön ist auf jeden Fall unsere Einkehr im Garten des Lokals Zur schönen Aussicht, in dessen Räumlichkeiten mal wieder die Zeit stehen geblieben ist.

Zurück geht es wieder über die Wupper.

Und noch einmal Memories: Obus-Leitungen und ein altes Fahrrad

Ich denke, das wird mit Sicherheit nicht geschehen. Das gilt für die ersten zehn Jahre in Wuppertal und auch für die wunderbare Zeit, die ich jetzt gerade in dieser Gegend verbringe.

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Wuppertal

Dritter Tag und vierter Tag: Nachteule

„Wenn Sie in Wuppertal sind, wird es dort bestimmt regnen!“ Diese Prognose hörte ich oft auf meiner Wanderung. Heute macht das Wetter hier seinem Ruf alle Ehre. Am Abend ziehen Geli und ich die Regenjacke an und brechen zu einem Abendspaziergang auf. Als wir durch Cronenberg laufen, ist es schon dunkel.

Wir gehen in die Kneipe „Bei Gabi“ und trinken Alt. Mir gefällt die Kneipenkultur und ich lerne etwas über Kneipen-Sparclubs.
 
Ein Kneipen-Sparclub: Sparer verpflichten sich wöchentlich einen bestimmten Betrag in ein Fach eines Kastens in ihrer Kneipe einzuwerfen und müssen Strafgeld zahlen, wenn sie das nicht tun. Um Weihnachten herum wird das Geld dann ausbezahlt und kann für Geschenke ausgegeben werden. 1960 gab es rund 20 000 solcher Clubs, welche zwar zur Zeit eine gewisse Renaissance erleben, aber in dieser Kneipe scheiterte der Versuch der Wiederbelebung und somit ist der Kasten hier nur Dekoration.
                                            🦉 🦉 🦉
Geli und Bernhard haben einen weiteren meiner Cousins zu Kaffee, Kuchen und Abendessen eingeladen. Die Tochter kommt mit Familie später dazu und eine Weile lang auch Gelis Schwester. Wir sind zeitweise elf Personen am Tisch, was mir natürlich sehr gut gefällt, besonders wegen meines Themas „back to the roots“: diese Tischrunde erinnert mich an die Zeiten, als wir bei unserer Oma solche Zusammentreffen immer wieder erlebten. Es gibt auch Eierlikör und wir denken an die Omi, welche damals gerne damit mit den anderen Frauen anstieß.


Bilder von früher werden rumgereicht und Bilder von heute auf den Handys gezeigt.
 
Heute gehen wir genau wie gestern wieder sehr spät ins Bett und ich mutiere zur Nachteule. 🦉

 

 

 

 

 

 

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Wuppertal

Zweiter Tag: Schwebebahn und Gaskessel

 
Geli und Bernhard begleiten mich zu meiner ersten „Back-to-the-roots-Tour“. Wir parken in der Nähe der Wohnung unserer Oma und stellen fest, dass sich in der Umgebung nicht viel geändert hat. Ich fühlte mich für kurze Augenblicke in meine Kindheit versetzt.

Aber nicht überall ist die Zeit stehen geblieben. Bei unserer Schwebebahnhaltestelle „Loher Brücke“ wurden lediglich ein neungeteilter Fensterrahmen, drei stählerne Stützen und ein Ziegelmauerblock für die Nachwelt gesichert.

Die heruntergekommenen Industrieruine aus unseren Kindertagen, einstmals eine Fabrik zur Produktion für Farben, wurde 2010 abgerissen und stattdessen die Wuppertaler Junior Uni errichtet.
 
 
Wir fahren nach Oberbarmen, der nordöstlichen Endstation der Schwebebahn.

Geli hat die Superidee, dass wir vom Gaskessel aus auf die Stadt herunter blicken.

Der Gaskessel ist die Zentrale des Projekts „Circular Valley“ der Wuppertalbewegung: „Grow the economy – protect the environment.“ Er selbst ist ein Symbol für diese Kreislaufwirtschaft, weil er nach seiner ursprünglich industriellen Funktion nun „recycelt“ wurde und zum Raum für Sport, Kultur, Veranstaltungen und Gastronomie wurde.

Ganz spontan gehen wir ins Visiodrom des Gaskessels, einem 47 Meter hohem säulenlosen Raum unter dem Dach, und lassen uns von der 360° Show „Monet – Rebell und Genie“ verzaubern.

Danach essen wir eine leckere Pizza mitten im Gaskessel und begeben uns weiter auf die „Back-to-the-roots-Tour“. Dazu fahren wir wieder zurück mit der Schwebebahn und steigen am Bahnhof  „Werter Brücke“ aus, welcher Kindheitserinnerungen in mir hervorruft.

Wir laufen in die Albertstraße, meinem allerersten Wohnort. Es gibt ein Foto, auf dem ich als Zweijährige mit Schirmchen auf eben dieser Eisenbahnbrücke stehe, wo Bernhard mich erneut mit Schirm fotografiert.

Dann fahren wir weiter nach Vohwinkel, der anderen Endstation der Schwebebahn.

Wir sitzen hinten und mich überkommt ein Fotografierrausch während der Fahrt. Ich dokumentiere Stelle, wo der Elefant Tuffi 1950 in die Wupper sprang, oder das Gebäude, in dem meine Oma mütterlicherseits arbeitete.

Wir kommen unter einer Eisenbahnbrücke durch und dann schweben wir über der Sonnborner Straße.

Vohwinkel ist kein besonders attraktives Stadtviertel und so steigen wir zwar an der Endstation aus, aber umgehend wieder auf der anderen Seite ein.

Ich bin begeistert von der Schwebebahnperspektive. Am Ende des Tages fühle ich mich wie ein überglückliches Kind.
 

 

 

 

 

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Wuppertal

Erster Tag: Cronenberg

Bernhard ist spät in der Nacht nach Hause gekommen und beim Frühstück begegnen wir uns dann endlich. Der Tag wird recht gemütlich und am frühen Nachmittag zeigen die beiden mir die schönsten Winkel von Wuppertal Cronenberg.

Die Cronenberger scheinen Humor zu haben und besitzen einen historischen Ortskern mit einem Haus aus dem 17. Jahrhundert.
 

Wir beschließen unsere Sightseeingtour mit dem Besuch eines Cafés, bei dem ich mir gut vorstellen kann, dass die Zeit einfach stehen geblieben ist.

 

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Nach Lüttringhausen und nach Wuppertal

Meine Route 66: achtundzwanzigster Tag


In Wermelskirchen begrüßt mich die Sonne als ich am Morgen loslaufe, und ich sehe die schönen dunklen Schieferhäuser noch einmal in ganz anderem Licht.

Ich bin dann nach meinem Frühstück in der Stadtmitte schnell wieder auf märchenhaften Waldwegen unterwegs und im Gegensatz zu gestern fühle ich mich ausgeschlafen und fit. Ich nehme den letzten Tag meiner Route 66 ganz bewusst wahr. Wieder geht es vorbei an kleinen Bächlein und Seen. Die Welt um mich herum ist ganz und gar friedlich, die Sonnenstrahlen, die frische Luft und die genau passende Wandertemperatur: die Natur scheint alles zu geben um meinen letzten Tag so schön wie möglich zu gestalten. Die Autobahngeräusche der A1 sind zwar meist schwach im Hintergrund zu hören, aber eigentlich nehme ich nur das Rauschen der Herbstbäume, das Plätschern der Bächlein und das häufige Herunterkrachen der Eicheln wahr: fast kitschig schön und herzergreifend!
 
 
Ich komme an einer Autobahnbrücke der A1 vorbei und denke daran, dass ich bei meinen früheren Reisen nach Wuppertal bestimmt schon häufig über diese Brücke gefahren bin. Es wäre mir damals nicht im Traum eingefallen mir vorzustellen, wie zauberhaft die Landschaft jenseits der Autobahn sein könnte. Die Pfeiler erinnern mich fast an ein religiöses Bauwerk, jetzt wo ich Zeit habe mir im Sonnenlicht alles einmal genau anzuschauen. Ich bin schon allein von der Höhe tief beeindruckt.

Der Herbst ist ein großer Künstler:
 
Ich hatte zuvor keine besondere Vorstellungen vom Bergischen Land. Nur an die schönen Häuser erinnere ich mich seit Kindertagen.

Ich komme nach Lüttringhausen, dem Ort, an dem der Bruder meiner Mutter viele Jahre lang mit seiner Familie wohnte und den ich vor allem mit Familienfesten in Verbindung bringe. Dort treffe ich mich mit Moni, der Frau von einem meiner Cousins und besuche mit ihr das Grab meines Onkels und seiner Frau. Wir gehen anschließend Kaffeetrinken und haben uns so viel zu erzählen, dass ich vergesse ein Foto zu machen. Nicht schlimm, ich bewahre die Erinnerungen einfach in meinem Herzen auf.
 
Dann breche ich zur letzten Etappe meiner Wanderung auf. Wieder komme ich auf wunderbaren Wegen unaufhaltsam vorwärts. Ich bin erstaunt über den vielen Wald, auch als ich Wuppertal immer näher komme. Meine Kindheitserinnerungen sind eher durch Häuser und Straßen geprägt worden.
Dann sehe ich das erste Ortsschild, den ersten Kanaldeckel und in Wuppertal Cronenberg einen alten Schienenbus. Die Sonne geht gerade unter als ich ankomme.
 
Ich werde von Geli, der Frau meines Cousins Bernhard, ganz herzlich empfangen und von vorne bis hinten verwöhnt. Wir beginnen meinen Besuch mit einem Frauenabend und wieder gibt es unendlich viel zu erzählen. Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen, dass  ich gesund und munter am Ziel meiner Route 66 angekommen bin. Ich war jetzt genau vier Wochen unterwegs und durfte ganz viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich bin vielen freundlichen Menschen begegnet und habe kein einziges böses Wort gehört. Es gab häufig  kurze Kontakte und Gespräche, die teilweise recht intensiv verliefen. Heute war der erstaunlichste Tag, denn ich durfte mich mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen, teilweise recht tiefgreifend unterhalten. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen und ich komme mir ein wenig so vor als würde ich schweben: vielleicht ein Vorgeschmack auf die Schwebebahn, mit der ich demnächst fahren werde.
 

 

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Nach Wermelskirchen

Meine Route 66: siebenundzwanzigster Tag

Andrea und ich verlassen unser Wohlfühlzimmer um kurz vor acht und frühstücken in einem Bäckerei-Café. Dann trennen sich die Wege.

Mein Routenplaner führt mich geschickt durchs Bergische Land. Ich fühle mich an Ausflüge in meiner Kindheit erinnert.

„Das Bergische Land heißt nicht so wegen der Berge, sondern ist nach den Herzogen von Berg benannt!“ Eine meiner Tanten brachte mir diesen Wissensaspekt schon vor sehr langer Zeit eindringlich nahe. Und trotzdem ist da dieses Bergauf/Bergab, das mir meine Wanderung heute etwas schwer macht, zumal ich schlecht geschlafen habe.

In den verschiedenen Ortschaften komme ich an keinen besonderen Eyecatchern vorbei, und nur am Nachmittag beglückt mich die Streckenführung durch ein gezieltes Anpeilen eines Bäckerei-Cafés.
Aber die Waldromantik kommt wieder voll auf ihre Kosten. Mehrfach laufe ich einem Bächlein oder kleinen Flüssen entlang. Ich bin meistens ganz alleine unterwegs, im Gegensatz zu gestern, wo wir uns viele Kölner Sonntag-Nachmittags-Ausflüger Gesellschaft leisteten.

Ich bin froh, dass Andrea mir ihre Wanderstöcke ausgeliehen hat, denn sonst hätte ich die herausfordernden Wegstrecken, wie beispielsweise Bachüberquerungen, niemals gewagt.
  
Meine Begegnung mit der Tierwelt bewegt sich nicht durchgehend auf sicherer Kenntnisgrundlage. Die Kröte erkennen ich gerade einmal noch, aber sind diese schwarzen Punkte Muscheln oder Schnecken?

Viele Eindrücke entlang des Wassers beeindrucken mich einfach durch ihre schlichte Schönheit.

Kurz bevor ich in Wermelskirchen einlaufe, sehe ich das Schild, welches mir mein Ziel zum ersten Mal zeigt.
Endlich erreiche ich todmüde mein Hotel, aber schon bald mache ich mich wieder auf den Weg zum Sightseeing und Essengehen.
Ich chatte mit meiner Nachbarin über ihren Heimatort und sie bestätigt mir, dass ich die besten Motive erwischt habe.
 
Im griechischen Restaurant stoße ich auf großes Interesse an meiner Wanderung und unterhalte damit kurzfristig den halben  Raum.
Es fühlt sich merkwürdig an so kurz vor Ende meiner Wanderung. Ich empfinde Vorfreude, Stolz, aber auch ein bisschen Wehmut, denn ich habe mich gut an dieses andere Leben gewöhnt. Aber ich vertiefe diese Gefühle heute nicht mehr weiter, sondern gehe todmüde ins Bett. Gute Nacht 💤😴🌙😘!

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Nach Bergisch-Gladbach Herkenrath

Meine Route 66: sechsundzwanzigster Tag

Heute wandere ich zum ersten Mal nicht alleine, denn Andrea begleitet mich: eine Mutter-Tochter-Tour liegt vor uns.

Wir laufen zunächst durch die Wahner Heide, welche auch als Truppenübungsgelände genutzt wird und deshalb dürfen  wir uns nur auf den speziell markierten Wegen bewegen, was uns nicht daran hinderte, unsere Wanderung an diesem perfekten Herbsttag von ganzem Herzen zu genießen. Eselsbrücke: „Wahner Heide ist der Wahn!“

 
 
Wir kommen direkt am Flughafen Köln-Bonn vorbei.

Dann laufen wir durch den Königsforst.

 
Wir durchqueren den Ort Bensberg und sind beeindruckt von dessen riesigem Schloss, das heutzutage als Luxushotel genutzt wird. Unsere langen Schatten zeigen, dass auch dieser Tag bald zu Ende gehen wird. Wie gut, dass wir nur noch eine gute Stunde Weg vor uns haben.
  
Aber diese Stunde hat es noch einmal in sich: wegen der schönen Natur, aber auch wegen eines steilen Anstiegs.

Zum Sonnenuntergang erreichen wir das kleine, typische Gasthaus im Bergischen Land, in dem wir übernachten werden. Hier scheint die Zeit auf angenehme Weise stehen geblieben zu sein.
 
 
Leider hat der gemütliche Fronhof am Sonntag geschlossen und wir laufen noch einmal los in den Ort zum Essen. Heute gibt es bei mir – mangels einer attraktiven Alternative – zum ersten Mal auf meiner Reise Schniposa.
Als wir wieder in unserem gemütlichen Zimmer sind, legen wir uns schnell müde ins Bett, immerhin sind wir an diesem perfekten Herbsttag über 30 Kilometer durch meist wunderschöne Landschaft gelaufen. Dieser Tag ist ein Geschenk für uns beide und wir sind sehr dankbar dafür.

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Nach Troisdorf

Meine Route 66: fünfundzwanzigster Tag

Es  war sehr schön bei meiner Cousine, aber jetzt geht es weiter. Ich fahre direkt in Mehlem mit der Fähre auf die andere Rheinseite, denn auf der rechten Seite bin ich bisher sehr selten gelaufen. Ich hatte Regen erwartet, aber es bleibt trocken. Der Himmel zeigt interessante Schauspiele über dem Rhein.
 
Passend zum Film von gestern Abend gibt es noch einen letzten Blick auf das Weiße Haus am Rhein.
 
An manchen Stellen komme ich mir vor wie am Meeresstrand.

Ich genieße noch die letzten Rheinimpressionen bei Bonn, jetzt vor dem endgültigen Abschied.

Auf der letzten Bank, bevor ich abbiege, lege ich noch eine Pause ein und dokumentiere den Abschied.

Ich sehe noch einmal eine Rheinbrücke in der Ferne und dann verändert sich die Landschaft.

Nach dem Fluss ist vor dem Fluss, aber die Siegfähre ist um Welten gemütlicher als eine Rheinfähre. Ich zahle 50 Cent um über den Fluss gebracht zu werden und der Vollständigkeit halber zahle ich auch Gustavs Überfahrt, was beim „Ferryman“ erst Unverständnis und dann Schmunzeln hervorruft.

Dann ziehen sich ausgerechnet die letzten sieben Kilometer wieder unendlich dahin. Ich bin aber zeitig genug im Hotel für ein kleines Schläfchen, bevor ich Andrea vom Bahnhof abhole, damit wir morgen zusammen wandern können.
  
Beim Abendessen esse ich Himmel un Äd, ein Essen, das mich stark an meine Oma erinnert.

 

 

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