Nach Lüttringhausen und nach Wuppertal

Meine Route 66: achtundzwanzigster Tag


In Wermelskirchen begrüßt mich die Sonne als ich am Morgen loslaufe, und ich sehe die schönen dunklen Schieferhäuser noch einmal in ganz anderem Licht.

Ich bin dann nach meinem Frühstück in der Stadtmitte schnell wieder auf märchenhaften Waldwegen unterwegs und im Gegensatz zu gestern fühle ich mich ausgeschlafen und fit. Ich nehme den letzten Tag meiner Route 66 ganz bewusst wahr. Wieder geht es vorbei an kleinen Bächlein und Seen. Die Welt um mich herum ist ganz und gar friedlich, die Sonnenstrahlen, die frische Luft und die genau passende Wandertemperatur: die Natur scheint alles zu geben um meinen letzten Tag so schön wie möglich zu gestalten. Die Autobahngeräusche der A1 sind zwar meist schwach im Hintergrund zu hören, aber eigentlich nehme ich nur das Rauschen der Herbstbäume, das Plätschern der Bächlein und das häufige Herunterkrachen der Eicheln wahr: fast kitschig schön und herzergreifend!
 
 
Ich komme an einer Autobahnbrücke der A1 vorbei und denke daran, dass ich bei meinen früheren Reisen nach Wuppertal bestimmt schon häufig über diese Brücke gefahren bin. Es wäre mir damals nicht im Traum eingefallen mir vorzustellen, wie zauberhaft die Landschaft jenseits der Autobahn sein könnte. Die Pfeiler erinnern mich fast an ein religiöses Bauwerk, jetzt wo ich Zeit habe mir im Sonnenlicht alles einmal genau anzuschauen. Ich bin schon allein von der Höhe tief beeindruckt.

Der Herbst ist ein großer Künstler:
 
Ich hatte zuvor keine besondere Vorstellungen vom Bergischen Land. Nur an die schönen Häuser erinnere ich mich seit Kindertagen.

Ich komme nach Lüttringhausen, dem Ort, an dem der Bruder meiner Mutter viele Jahre lang mit seiner Familie wohnte und den ich vor allem mit Familienfesten in Verbindung bringe. Dort treffe ich mich mit Moni, der Frau von einem meiner Cousins und besuche mit ihr das Grab meines Onkels und seiner Frau. Wir gehen anschließend Kaffeetrinken und haben uns so viel zu erzählen, dass ich vergesse ein Foto zu machen. Nicht schlimm, ich bewahre die Erinnerungen einfach in meinem Herzen auf.
 
Dann breche ich zur letzten Etappe meiner Wanderung auf. Wieder komme ich auf wunderbaren Wegen unaufhaltsam vorwärts. Ich bin erstaunt über den vielen Wald, auch als ich Wuppertal immer näher komme. Meine Kindheitserinnerungen sind eher durch Häuser und Straßen geprägt worden.
Dann sehe ich das erste Ortsschild, den ersten Kanaldeckel und in Wuppertal Cronenberg einen alten Schienenbus. Die Sonne geht gerade unter als ich ankomme.
 
Ich werde von Geli, der Frau meines Cousins Bernhard, ganz herzlich empfangen und von vorne bis hinten verwöhnt. Wir beginnen meinen Besuch mit einem Frauenabend und wieder gibt es unendlich viel zu erzählen. Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen, dass  ich gesund und munter am Ziel meiner Route 66 angekommen bin. Ich war jetzt genau vier Wochen unterwegs und durfte ganz viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Ich bin vielen freundlichen Menschen begegnet und habe kein einziges böses Wort gehört. Es gab häufig  kurze Kontakte und Gespräche, die teilweise recht intensiv verliefen. Heute war der erstaunlichste Tag, denn ich durfte mich mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen, teilweise recht tiefgreifend unterhalten. Wir lassen den Tag gemütlich ausklingen und ich komme mir ein wenig so vor als würde ich schweben: vielleicht ein Vorgeschmack auf die Schwebebahn, mit der ich demnächst fahren werde.
 

 

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9 Antworten auf Nach Lüttringhausen und nach Wuppertal

  1. Claire Mohr sagt:

    Liebe Barbara,
    du bist ja längst zu Hause ( ich bin recht spät dran 😛) , aber ich möchte dir zu dieser mutigen Wanderung ganz herzlich gratulieren. Das ist eine grandiose Leistung !!! Deine Reisebeschreibung war wunderbar, du hast ja wirklich sehr schöne Landschaften, Orte und Wege ausgesucht. Diese intensive und anstrengende Zeit in der Natur wird dir bestimmt lange und nachhaltig in Erinnerung bleiben, ganz anders als bisherige „Urlaube „ .
    Liebe Grüße von Claire

  2. Ilona sagt:

    Liebe Barbara,
    wenn auch etwas verspätet, so möchte ich Dir von ganzem Herzen ♥️ zum Erreichen Deines Zieles gratulieren! Du bist zu Deinem Geburtsort gewandert und hast den Weg dorthin und auch Dich neu kennengelernt. ♥️
    Weiterhin alles Gute!
    Herzlichst Ilona

  3. Helmut sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung von uns! Es war interessant Dir zu folgen. Wanderst Du jetzt wieder zurück?

  4. Corinna sagt:

    Herzlichen Glückwunsch! Und tiefen Respekt vor deiner Leistung!

    Liebe Grüße Corinna

  5. Anonymous sagt:

    Liebe Barbara,
    herzliche Glückwünsche auch von mir zu deiner tollen Leistung. Freue mich sehr, dass du gesund angekommen bist. Wünsche dir noch eine schöne Zeit in Wuppertal.
    Liebe Grüße Eweline

  6. Beate Pierlings sagt:

    Beate Pierlings sagt:
    ..du Roland, deine Cousine hat angerufen. Sie ist tatsächlich von ihrem Zuhause nach Wuppertal Cronenberg zu Fuß gelaufen. Erstaunlich, in ihrem Alter^^.
    Weiter so, liebe Barbara.

  7. Gabi sagt:

    Liebe Barbara, herzlichen Glückwunsch zu Deiner grandiosen Leistung. Ein schönes Vorbild für uns, was es im Rentenalter zu tun gibt und wie man Träume verwirklichen kann. Lass alles Erlebte nachwirken und freue dich noch lange darüber. Liebe Grüße Gabi

  8. Sonja sagt:

    Wir gratulieren dir zu deiner erfolgreichen „Back-to-the-roots-Tour“ liebe Barbara. Das ist eine großartige Leistung und sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für dich.

  9. Barbara Blaich sagt:

    Herzlichen Glückwunsch, liebe Barbara 🥂 das freut mich sehr für dich! Aber schade ist auch, dass jetzt kein tägliches Update mehr kommt🥲 oder machst du trotzdem damit weiter?
    Ganz liebe Grüße aus Stammheim, wo wir uns vor vier Wochen gesehen haben🙋‍♀️

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