Home again…

Nachlese

Freitag, 15. April

Native Americans

Natürlich kann man dieses riesige Land nicht besuchen oder gar etwas darüber schreiben, ohne an die Geschichte und das Schicksal der „Native Americans“ zu denken. Ein schwieriges und auch sehr komplexes Thema, das vor allem westlich des Mississippi an vielen Stellen irgendwie in der Luft lag und „Unbehagen“ verursachte.

Kolonialzeit

Nach dem 7 jährigen Krieg von 1756 bis 1763 musste Frankreich weite Kolonialgebiete an Großbritannien abgeben. Der britische König Georg III. legte 1763 in seiner Proklamation eine Grenze zwischen den 13 Kolonien und dem „Indian Reserve“ fest, die im wesentlichen durch die Appalachen markiert wurde. Große Gebete im Süden der USA gehörten zum Vizekönigreich Neuspanien. Teile davon gehörten nach den mexikanischen Unabhängigkeitskrieg zu Mexiko, bevor sie im 19. Jahrhundert an die USA fielen.

Erzwungene Anpassung

Nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 wurde in verschiedenen Verträgen durchaus ernsthaft versucht, die Interessen der Native Americans zu berücksichtigen, ihnen Land – teilweise auch im Tausch – zuzuweisen oder sie zumindest zu entschädigen. Andererseits sollten sie sich in ihrer Lebensweise anpassen – bis hin zur Zwangserziehung ihrer Kinder – und sie sollten dahin gehen, wo sie „gerade nicht besonders störten“, was letztlich immer nur von begrenzter Dauer war. Sei es, dass irgendwo Bodenschätze entdeckt wurden, die man natürlich ausbeuten wollte oder man einfach vergessen hatte, dass ein Stück Land schon anderen versprochen war.

Einwanderer besiedeln Land

Der „Indian Removal Act“ von 1830 legte die Basis für die teilweise gewaltsame Vertreibung der Natives aus den Bundesstaaten östlich des Missisipi.
Der Homestead Act (Heimstättengesetz) von 1863 erlaubte jeder Person über 21 Jahren sich auf einem unbesiedelten Landstück niederzulassen, sich etwa ein 64 ha grosses Landstück abzustecken und zu bewirtschaften. Ein nomadisierendes Volk hat auf dieser Basis natürlich denkbar „schlechte Karten“.
Der starke Siedlungsdruck einer schnell wachsenden, vor allem aus Europa einwandernden Bevölkerung, eingeschleppte Krankheiten, die Vernichtung ihrer Lebensgrundlage und teilweise gewaltsame Vertreibung führte zu einem starken Rückgang der ursprünglichen Bevölkerung.

Anhaltende Herausforderungen 

Auch wenn die Stämmen als Nationen anerkannt werden und das verstreute „Tribe Land“ nicht den Bundesstaaten untersteht, auf deren Gebiet es liegt, beschäftigt das nicht immer konfliktfreie Zusammenleben immer wieder die Gerichte.
Die hohe Arbeitslosigkeit ist einer von vielen Herausforderungen, die heutzutage zu bewältigen sind. Auch der Raubbau an dem wunderschönen Land geht ununterbrochen weiter. Immerhin unterzeichnete Obama im Jahr 2009 eine Erklärung, in der er sich im Namen des Volkes der Vereinigten Staaten bei allen Ureinwohnern für die zugefügte Gewalt und Ungerechtigkeiten entschuldigte.
Das größte „Reservat“ in den USA ist das der Navajo Nation auf dem Gebiet der Staaten Utah, Arizona und New Mexico, das 1868 gegründet, seither schrittweise erweitert wurde und heute ungefähr die Größe Bayerns hat. Auch wenn es viele Beispiele für gut funktionierende Reservationen wie z.B. das Shakopee Mdewakanton Sioux Community in South Dakota ist der Lebensstandard und die Lebenserwartung in den Reservationen bis heute geringer ist als in den anderen Gebieten der USA.

Beispiel Oklahoma: Trail of Tears 

Wie sahen diese gewaltsame Vertreibungen aus? Stämme aus dem fruchtbaren Südosten wurden regelrecht nach Oklahoma deportiert. Zum Beispiel wurde 1831 die Choctaw Nation „umgesiedelt“. Ihr Weg ging als „Trail of Tears“ in die Geschichte ein. Er wurde durch endloses Leid, tödliche Krankheiten und brutale Gewalt gekennzeichnet.

Oklahoma heute

Im Panhandle Oklahomas befindet sich die Stammesregierung von 141.000 Bürger:innen der Cherokee Nation, welcher weltweit 450.000 Menschen angehören. 14,2 Prozent der Bevölkerung Oklahomas bezeichnen sich als Native Americans, der höchste Prozentsatz in den gesamten Vereinigen Staaten.



Zerrissenes Land 

Eine Geschichte des Landraubes, der Gewalt und Unterdrückung – enorme Armut, Ausbeutung und Ungerechtigkeit, teilweise bis zum heutigen Tage… Es lastet viel auf Amerika.

Insgesamt haben wir die USA als gespaltenes und zerrissenes Land erlebt. Wie hat es der Ranger im „Casa Grande National Monument“ auf den Punkt gebracht: „Our country is under severe stress“. Leider trifft das derzeit nicht nur auf die USA, sondern auch auf viele andere Gegenden der Welt zu.

Faszinierendes Land

Gewiss, auf  unserem  Hacero-Trip bedrückten uns die zahlreichen verfallenen oder vernachlässigten Gebäude und Fahrzeuge am Straßenrand. Wir beklagten die enorme Ressourcenverschwendung. Wir registrierten die vielen (scheinbar) gescheiterten Existenzen, die einen denkwürdigen Kontrast bildeten zu den glitzernden Fassaden der großen Städte.
Insgesamt kam uns das Land aber eher wie ein Kaleidoskop von faszinierenden Eindrücken vor: freundliche, hilfsbereite Menschen – atemberaubende Landschaften – endlose Weite… „America, the Beautiful“! Wir haben so viele gute Wünsche für die Zukunft dieses wunderbaren, einzigartigen Landes. 🇺🇸❤️🇺🇸

Auf unserem 7700 Kilometer langen Road-Trip legten wir 4800 Kilometer mit dem RV zurück. Wir durften in eine andere Dimension von Zeit eintauchen, so weit weg von unserem Alltag wie nie zuvor. Bereichert und beglückt sind wir nach Hause zurückgekehrt, beschenkt mit einmaligen, unvergesslichen Erinnerungen!

Dieser Beitrag wurde unter Reisen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort auf Home again…

  1. Andrea sagt:

    Danke für Eure wunderbaren Blogbeiträge und besonders auch die Einordnungen diesem Nachtrag!! Und auch wenn Ihr noch länger hättet bleiben wollen freu ich mich sehr über Eure Rückkehr 😉 Eure Tochter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.