22. September
Route:
Von der Neumühle über Hausen im Tal nach Beuron
Details:
– Wanderstrecke: 14 Kilometer,
– keine Pause,
– Aufbruch: 10:15 Uhr, Ankunft: 14:00,
– Wetterprognose: durchgehend Regen.
???
Jakobswege sind keine ausschließlichen Pilgerwege, sondern alte Handelsstraßen, auf denen auch Pilger wanderten. Unter Via Beuonensis werden im weitesten Sinne sechs Pilgerwege zwischen Neckar und Bodensee zusammengefasst.
Meine Route führte heute auch nach Beuron, aber gehört natürlich nicht dazu. Trotzdem habe ich übers Pilgern nachgedacht.
Ich weiß nicht, was mich trotz aller Unterschiede an ihm fasziniert:
– Ich bin eine Frau.
– Ich lebe in einer anderen Zeit und habe eine ganz andere Ausrüstung.
– Ich kann viel luxuriöser essen und schlafen.
– Ich bin weder aus spirituellen noch aus gesundheitlichen Gründen unterwegs.
– Ich laufe „nur“ entlang der Donau und suche mir meine Route täglich selbst.
– Ich brauche weder Begleitung noch Stempel.
Vielleicht interessieren mich die möglichen Gemeinsamkeiten:
– Mir gefällt es, mich ein paar Tage lang auf das Wesentliche konzentrieren zu müssen.
– Ich reise freiwillig ohne Verkehrsmittel und komme nur mit den eigenen Beinen an meine Ziele.
– Beim Laufen verdichten sich meine Gedanken.
– Mein normaler Alltag verliert seine Bedeutung.
– Ich sehe Regen nicht als grundsätzliches Hindernis.
Regen
Wirklich kein Hindernis? Mir kommen Zweifel. Egal welche Wetterapp, egal ob morgen oder übermorgen: Das schöne Wetter ist Vergangenheit, Regen dominiert!
Wie lange ist es her, als mir noch die Hitze zu schaffen machte?
“Vielleicht setze ich mich morgen in den Zug und fahre nach Hause. Ich muss ja niemandem etwas beweisen!“ sagte ich gestern Abend zu Konrad.
Regenwanderung
Tschüss, Neumühle! Deine Romantik kommt heute nicht mehr so recht rüber!
Aber wenigstens habe ich die Regenklamotten nicht umsonst mitgenommen. Ich laufe los und warte auf das Entsetzen. Wie irritierend, es bleibt aus. Ich patsche durch die Pfützen. Die Brille wird unscharf. Mein Handy darf nur noch an überdachten Stellen aus der Tasche geholt werden. Die Füße werden feucht. Aber ist das schlimm? Nein, überhaupt nicht, ich friere nicht und der Weg ist gut ausgeschildert. Ich komme wesentlich schneller voran als bei Hitze.
Für Schloss Werenwag muss ich ganz schnell das Handy aus der Tasche ziehen. Verliert diese Landschaft ihren Reiz nicht einmal bei Regen?
Nach zwei Stunden, ungefähr der Hälfte meines Weges, bin ich schon wieder etwas irritiert. Was hat sich verändert? Oh, es klopft nur noch ganz leicht auf meine Kapuze. Später hört der Regen ganz auf, entgegen aller Prognosen.
Wie schön ist es hier sogar heute… Morgen laufe ich bis Tuttlingen weiter!!!
Beuron
Ich hatte ein bestimmtes Bild von dem Ort, da ich vor vielen Jahren schon einmal zu irgendeinem Seminar oder Ähnlichem im Bildungshaus übernachtet habe. Ich bringe aber meine Erinnerungen nicht in Verbindung mit meinen jetzigen Eindrücken. Dabei scheint es sich hier in den letzten 30 Jahren nicht allzu sehr verändert haben, Beispiel mein Appartment. Aber das macht ja nichts.
Als ich nach meinem Schönheitsschlaf um fünf Uhr aufbreche, um mich vom Gegenteil zu überzeugen, stehe ich vor verschlossenen Türen, sowohl beim Haus der Natur als auch beim Klosterladen.
Die beiden Cafés des Ortes haben heute – am Montag, laut Internet geöffnet – wie erstaunlich? Nö, beide, haben geschlossen! Und der Pelikan sieht wie ein Lost Place aus. Aber weit gefehlt. Hier werde ich heute Abend speisen.
Aber zuvor noch Kultur: Das Kloster muss von außen und die Kirche auch von innen gewürdigt werden.
Auf dem Heimweg kommen mir erneut Gedanken zum Pilgern, als ich am ehemaligen Pilgerheim von 1904 vorbeikomme.
– Was mag die Leute angetrieben haben, die hier übernachteten?
– Unter welchen Bedingungen waren sie wohl untergebracht?
– Mussten sie viel für diese Herberge bezahlen?
– War man froh, dass sie kamen oder waren sie eher lästig?
Bestimmt ist mein 90er Jahre-Appartment heute eine vergleichsweise gute Wahl!
Alle Achtung – ich bin ja nicht so der Regenmensch, aber vielleicht sollte ich es einfach mal ausprobieren- Dir trotzdem etwas besseres Wetter
Also Barbara, Respekt daß du dich gestern bei der Wettervorhersage überhaupt auf den Weg gemacht hast.
Aber es gibt ja kein schlechtes Wetter….
Die Natur braucht den Regen dringend und wir sind ein Teil davon.
Das jedenfalls hat unser Pilger-Karl uns auf dem Jakobsweg immer erklärt.
Doch nach Stunden langem Pilgern in der Schweiz, bei fast durchgehendem Regen war davon niemand mehr wirklich überzeugt.
Dir jedenfalls weiterhin guten Weg und geh einfach….
Grüßle aus Birenbach.