DAHEIM

24. September: von Tübingen nach Oberjettingen 

Mit Bus und Ammertalbahn geht’s zurück nach Tübingen. Herrenberg liegt noch im Nebel. Gustav darf zuhause bleiben, stattdessen geht der kleine Lieblingsrucksack mit.

In Tübingen scheint bereits die Sonne, auch wenn es noch recht frisch ist. Zunächst einmal frühstücke ich, so wie an allen anderen Wandertagen auch.
Und doch ist es heute anders als sonst, denn hier in Tübingen fühle ich mich bereits HEIMisch. In diesem Café bin ich nicht zum ersten Mal. In dieser Stadt habe ich studiert. Hier ist unsere Tochter zur Welt gekommen. Mir fallen unzählige Ausflüge, Einkaufserlebnisse oder Kinobesuche ein.
Postkartenmotive liegen an meinem Weg. Ich muss einfach noch einmal fotografieren.

Die Sonne erleuchtet weitere Eyecatcher:

Weisheit der Straße:
Langsam verlasse ich die Stadt und nähere mich dem geliebten Schwärzlocher Hof.

Aber der zauberhafte Biergarten liegt im Schatten und hat geschlossen. Ich komme also nicht in Versuchung hier zu versumpfen und die Wanderung vorzeitig zu beenden. So viele freie Parkplätze… (Okay, die Gefahr wäre um zehn Uhr am Morgen sowieso nicht so groß gewesen😉)

Also weiter! Ammertal, Ammerhof und Ammer erfreuen das Auge der Wandersfrau.
 
Die Strecke ist mir seit Studientagen vertraut:
Unterjesingen, Pfäffingen, Poltrigen, Reusten, Altingen, Tailfingen…

 
Heute habe ich zum ersten Mal Gelegenheit für neue Perspektiven.
Poltringer Wasserschloss mit Lama:
 
Ganz vorsichtig betrete ich den Rand des Naturschutzgebiets Kochhartgraben und lasse mich auf einem Baumstamm zur Mittagspause nieder. Von dort aus habe ich einen hervorragenden Blick auf die Straße und das Ammertal.

Die tragische Vergangenheit des Steinbruchs wird mir jetzt wieder bewusst:

Auf einer Gedenktafel lese ich:
“Für den Ausbau des Flughafens Hailfingen wurden in den Wintermonaten 1944/1945 KZ-Häftlinge eingesetzt. 15 bis 20 von ihnen mussten im Steinbruch der Firma August Schäfer & Söhne täglich Steine brechen und mit Kipploren zum Schotterwerk bringen, das etwa 50 Meter von hier in unmittelbarer Nähe des Sees stand. …“
Ich trotte dann weiter und habe Zeit zwischen Reusten und Altingen den wunderbaren Blick auf den Schönbuch zu bewundern.
Anschließend wandere ich auf einem Weg, der mir von Radtouren mit unseren Kindern noch sehr gut in Erinnerung geblieben ist. Die Autobahnbrücke wirkt wie ein Bilderrahmen für die Landschaft.

Die Temperatur ist angenehm, die Sonne gibt ihr Bestes. Ich habe mein Käppi im Gustav vergessen und muss improvisieren. So komme ich gut geschützt bei Tailfingen an den Stützmauern der ehemaligen Wengertterrassen vorbei.

Schon immer hat mir die Landschaft beim Sträßchen zwischen Tailfingen und Nebringen gefallen.

Ich liebe die Kunstwerke des Nebringer Schrottkünstlers Ackermann. Als er 1994 zusammen mit Jugendlichen diese Kreuze schuf, war unser Sohn dabei.

An der katholischen Kirche in Nebringen raste ich zum zweiten Mal und lasse Erinnerungen aufkommen: wir waren dabei, als diese Kirche gebaut und 1994 geweiht wurde. Wir durften hier einige Jahre lang auf vielfältige Weise Gemeinde erleben und mit gestalten.
 
Wir wohnten 25 Jahre in Nebringen und den kürzesten Fußweg zu meinem jetztigen Wohnort kenne ich besser als Komoot und Google Maps zusammen.

Schlosskapelle und Schloss Sindlingen:

Ab jetzt läuft es sich von ganz alleine.
. 
Und dann bin ich einfach so da?! „Willkommen zuhause“ hängt wieder über der Türe, wie im letzten Jahr. Ich freue mich riesig!!!

Ich bin HEIM gekommen, nach Oberjettingen und auch zu mir. Große Zufriedenheit breitet sich langsam aus nach dieser einzigartigen einzigartigen Wanderung. Ich bin jetzt einfach nur glücklich!!!

 

 

 

 

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2 Antworten auf DAHEIM

  1. Gabi sagt:

    Liebe Barbara, erst jetzt komme ich zum Lesen und mache die ganze Wanderung samt Emotionen am Stück. Wunderbar! Danke, dass du mich mitgenommen hast! Liebe Grüßle Gabi

  2. Anonymous sagt:

    Liebe Barbara – vielen Dank für Deinen geradezu mitnehmenden Reisebeicht auf Deiner wieder ganz besonderen Reise. Danke für die herrlichen (eigentlich müsste es ja FRAUlichen Bilder heißen) Bilder. Danke für die vielen tollen Eindrücke. Am meisten hat mich der Satz „Ich bin wieder bei mir selbst daheim“ beeindruckt, gerade berührt.
    Alles Liebe und Gute auf all Deinen weiteren Wegen
    Christa

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