Etappe 28: Von Loosdorf nach Herzogenburg
Heute ist mal wieder ein weiter Weg geplant: 28 Kilometer. Schnell liegt der Ort in der Ferne.
Es geht eine Zeit lang bergauf, und dann lande ich im Wald.
Eigentlich tut mir ja das Waldbaden immer gut, aber heute entwickelt es sich mehr und mehr zum Hindernisschwimmen: Der Weg wird matschig und die Brombeeren anhänglich. Allerdings können mich schmutzige Schuhe seit gestern nicht mehr schrecken. Ich fühle mich völlig allein, da tuckert etwas eine Zeit lang vor mir und wird immer lauter.
Der Mann stoppt seinen Traktor hinter mir, nimmt den Korb und steigt hoch in den Wald. „Wollen Sie Pilze sammeln?“ „Ja, es gibt viele Schwammerln dies Jahr.“ Und wenn der mit seinem Traktor von irgendwo her kommt, dann muss der Weg auch weitergehen, rede ich mir hoffnungsvoll ein.
Es geht steil nach unten. Ich komme nur langsam vorwärts. Aber dann bin ich am Bach angelangt und atme auf. Jetzt wird der Weg wirklich gut!
Allerdings war da dieses Hochwasser vor einem Monat. Ich schaffe es tatsächlich diese Hürden zu überwinden. Gustav muss dabei runter vom Rücken.
Mit gemischten Gefühlen geht es danach weiter. War dieses Hindernis das einzige? Kurz darauf folgt die Antwort: Hier geht es definitiv nicht weiter!
Es gibt keinen Weg mehr! Ich versuche Komoot eine moderate Routenänderung zu entlocken, aber habe keinen Erfolg. Ich muss zurück bis zu Beginn des Matschweges und dann erst eröffnet sich eine neue Strecke. Als ich wieder oben bin, denke ich: „Super, jetzt bin fast zweieinhalb Stunden unterwegs und ungefähr schon drei Kilometer vom Ausgangspunkt entfernt.“ Und die Natur ist so schön, doch die Vorstellung der lange Strecke vor mir überschattet meine Wahrnehmung ein wenig.
Diese kleine Hürde am Ende des Waldes stellt keinerlei Herausforderung dar.
Ich komme langsam aber stetig vorwärts. Die Motivation könnte besser sein, aber der Körper spielt mit. Ich laufe vorwiegend auf Landstraßen und Feldwegen. Ich sehe Hochwasserspuren. Die Pielach sieht jetzt jedoch völlig friedlich aus.
Ich ziehe durch viele unterschiedliche Ortschaften, die eines gemeinsam haben: keine Koffeinquelle. Die Namen empfinde ich teilweise als recht ungewöhnlich.
Ich sehe neben vielen abgeernteten Felder auch Sonnenblumenfelder und Apfelplantagen.
Meist ziehen sich die Berge des Wienerwaldes rechts von mir entlang.
Es wird langsam Abend und ich bin immer noch unterwegs.
Langsam häufen sich die Herausforderungen: Es wird dunkel und ich muss darauf achten, dass ich in Sicherheit vor den Autos bin. Es fängt an zu regnen und der Handyakku wird leer. Aber all das ist schnell vergessen, als ich um kurz nach sieben im Hotel ankomme. Hier gibt es eine Rezeption und Abendessen, selbst am Montag. Das ist Luxus! Mich stören weder das Industriegebiet, welches das Hotel umgibt (im Gegensatz zum klangvollen Namen des Ortes), noch die Schüler, die auf Klassenfahrt sind.
Es war ein eigenartiger Tag heute: 31 Kilometer bin ich gelaufen. Frust und Langeweile paarten sich mit Gelassenheit und Ausdauer. Selbst die schlechte WLAN-Verbindung habe ich jetzt doch noch mit Geduld ertragen.
Kompliment für Dein Durchhaltevermögen! Das war wirklich eine matschige Angelegenheit und viele andere Hürden dazu! 🙂