Etappe 25: Von Grein nach Weins
Tschüss, Pension Martha! Ich habe mich wohl gefühlt.
„Nur aufs Ziel sehen, verdirbt die Lust am Wandern.“ Friedrich Rückert
Das ist der Spruch auf einer der Wandertafeln, von dem ich mich heute ansprechen lasse.
Also noch nicht in die Ferne schweifen, sondern Freude am heutigen Weg empfinden! Dieser wird mich fast durchgehend entlang der Donau führen, aber auch entlang der B3. Ich bin darauf vorbereitet und störe mich deshalb nicht so sehr am Lärm. Es gibt viel zu sehen und das Wetter ist perfekt zum Wandern.
Ich stelle mir vor, ich säße in einem der Fahrzeuge und hätte überhaupt keine Zeit, all das wahrzunehmen, was mich umgibt. Grein verschwindet langsam im Hintergrund.
Ich hätte keine Zeit die unterschiedlichen Farben und Erscheinungsformen der Donau zu beobachten. Ich könnte nicht den Kähnen hinterher schauen.
Die Straße hat keinen schlechten Namen:
Firma Hasenöhrl muss ein Riesenbetrieb sein. Unglaublich, wie viele Fahrzeuge von denen an mir vorbei brettern.
Ich habe Zeit, Hinweistafeln zu lesen, soweit sie mich interessieren.
Zum Beispiel lese ich die Information zur Hausstein-Kapelle: Hunderte von Menschen kamen früher an dieser Stelle der Donau ums Leben wegen Strudeln oder Wirbeln. Die Kapelle erinnert an diese Bedrohungen, aber heutzutage scheint sie selbst bedroht zu sein.
Der Mautturm von Sarmingstein war einst Teil einer Wehranlage, die wohl auf das 14. Jahrhundert zurück geht.
Es gibt noch viel mehr zu sehen, über das ich am Weg allerdings nicht so genau informiert werde.
Dabei sind auch Lost Places:
Ich überschreite eine Landesgrenze:
Übrigens: NÖ heißt hier nicht NEIN, sondern Niederösterreich 😉.
Manchmal gibt es Erholung von der Straße auf Treppelwegen direkt am Fluss.
Heute ist das Ziel schnell erreicht. Mein Weg war keine 16 Kilometer lang und topfeben. Fast hinter jeder Kurve versteckte sich eine interessante Beobachtung. Ich spürte keinerlei Müdigkeit und lief ohne Pause durch, was mir bei meinem reichhaltigen Frühstück bei Martha recht leicht fiel. Kurz vor Schluss gibt es noch etwas fürs Eisenbahnromantikerinnen-Herz:
Vom Balkon meines Gästezimmer sehe ich wieder Vergangenheit. Nach meiner Recherche weiß ich, dass hier wahrscheinlich vor fünfundzwanzig Jahren das letzte Pfeifsignal zu hören war. Ein weiterer Lost Place liegt vor mir.
Ich habe habe ein gemütliches Zimmer, viel Holz, aber alles sehr natürlich. Ich blicke vom Balkon aus auf Donau, B3, Pferdchen und verwaiste Eisenbahnschienen nebst dazugehörigem Gebäude. Bahnhof?
Ich habe schon vor 14:00 Uhr eingecheckt. Das bedeutet sozusagen einen halben Ruhetag. Zuerst gönne ich mir ein Schläfchen. Dann widerspreche ich dem Spruch von heute Morgen (dem mit dem Ziel) und schaue mir zusammen mit Konrad die letzten Etappen bis Wien an. Es wird machbar sein, wenn ich gesund bleibe!
Es gibt ein „Problem“ in diesem Haus: Der Besitzer ist ein hervorragender Sternekoch. Ich bin mit der Speisekarte völlig überfordert, da ich beim Wandern meist wenig Hunger habe. Schlemmen auf so hohem Niveau liegt mir so fern wie ein Opernball. Mein (bezahltes) „Gruß-des-Hauses“-Gedeck kombinierte ich mit äußerst schmackhaften Grammerlknödeln auf Kraut. (Gammerl=Grieben). Sieht nach wenig aus, aber ich bin pappsatt danach.
Mir geht es sehr gut, ich fühle mich nicht schlecht behandelt wegen meiner spartanischen Bekleidung und meines geringen Appetits. Trotzdem verziehe ich mich früh ins Bett und lasse den wunderschönen Tag noch einmal in Ruhe an mir vorbei ziehen.
Leckere Gerichte! Es ist schön zu lesen, wie Du das Leben genießen kannst! 🙂