Meine Donau-Route 26. Tag

Etappe 23 :Von Mauthausen nach Wallsee

Mein merkwürdiges Hotel ist verweist. Ich verabschiede mich nur von einem Mitarbeiter, der kein Deutsch versteht. Im Café am Kai frühstücke ich mit Torte und Cappuccino. (Das Bäckerei-Café entdecke ich erst danach.) Dann noch etwas Sightseeing:

Meine Recherche ergibt, dass der „Monolith mit Fahrrad“ 1995 anlässlich des 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers aufgestellt wurde. Ich finde keinerlei schriftlichen Hinweis dazu, genauso wenig wie irgendwelche andere Hinweise auf die nationalsozialistische Geschichte des Ortes. Die Gedenkstätte  scheint genug zu sein.
Ich lasse den Ort gerne hinter mir und überquere mal wieder den Fluss.
Heute laufe ich auf der rechten Seite der Donau.
Ist denn noch Frühling? Nein, eindeutig Herbst!

Ich sehe einen Frachter und glaube jetzt zu verstehen: Das ist vielleicht so etwas wie ein Lastwagen mit Anhänger: Die „Schrott-Fahrzeuge“ von gestern waren sozusagen die Anhänger und warten am Ufer, bis sie abgeholt werden.

Zeit für Recherche: Schubschiff (mit Motor)+ Schubkahn=Schubverband
Wenn ich das richtig verstehe, waren das gestern Schubkähne und vielleicht ist das vor mir einer davon. Oh, ich bin schon ein richtiges Landei!
Heute ist der ideale Wandertag mit 20 Grad und durchgehendem Sonnenschein. Ich krame mein Hütchen hervor.
Es ist so schön hier! Ich laufe auf dem Fahrradweg, auf dem erstaunlich wenig los ist. Der Fluss zieht gemächlich dahin, ich passe mich ihm in meditativer Stimmung an… und werde ziemlich schnell müde. Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen.
Da erfordert der Weg eine Entscheidung. Fahrräder und Autos verboten! Und Fußgänger? Von denen steht nichts. Das kann beides heißen: geht nicht oder geht doch. Dann bin ich mal mutig und muss halt notfalls den Umweg in Kauf nehmen.
Der Weg wird furchtbar. In der Ferne höre ich einen Bagger. Vor meinem inneren Auge taucht ein unüberwindbarer Bauzaun auf. Ich laufe weiter und finde rechts des abstoßenden Damms einen angenehmen sandigen Pfad. In der Ferne fährt mir eine Radlerin auf diesem Pfad entgegen. „Komme ich hier weiter?“ „Na klar!“ Ich bin erlöst.
Der Baggerfahrer hat Mittagspause, als wir einander zuwinken. Die Firma Hasenöhrl (wirklich!) sorgt dafür, dass der Graben und der Weg jenseits des Deiches verbessert werden. Ich laufe beruhigt weiter bis alles wieder in einen Fahrradweg mündet. Der „verbotene Weg“ liegt hinter mir.
Gut Die Welt ist wieder in Ordnung, ich bin so erleichtert dass ich mich auf eines der vielen Bänkchen lege und döse.
Noch ein kleines Highlight, bevor ich den Fluss verlassen werde: 485 Flusskilometer seit Ulm!
Ich bin nicht einmal so traurig über die Abwechslung, als ich meinen Weg verlasse. Erst geht es noch eine Weile über einen zweiten Damm, bis ich den Auwald erreiche.

Der Wald bewirkt eine angenehme Veränderung in mir. Die Müdigkeit verfliegt, meine Sinne werden angeregt.

Ich traue meinen Augen nicht: Hier abseits von Radweg und Straße befindet sich mitten im Auwald eine Getränkestation mit und ohne Alkohol (auf Vertrauensbasis). Wer organisiert das für wen? Ich werde keine Kundun, weil ich noch genug Wasser habe und es vor dem Ziel kein Bier gibt.
Dies ist nicht wieder die Donau, sondern ein Altarm. Ich befinde mich auf dem wunderbaren Altarmweg. Es fühlt sich äußerst angenehm an dort zu laufen, auch wenn es am Ende sehr matschig wird.
Da werde ich wohl auf Socken einchecken müssen! Wie gut, dass die geflickt sind.
Das Örtchen Wallsee scheint recht lebendig zu sein. Ich sehe viele Wirtschaften, finde sogar einen kleinen Lebensmittelladen und eine Mini-Tankstelle. Das Rathaus sieht aus wie eine Kapelle.
Als ich dann am Abend zum Essen gehe, sieht alles ganz anders aus. Eine einzige Wirtschaft hat geöffnet. „Bei uns gibt es aber nichts zum Essen!“ Meine letzte Option bleibt die Pizzeria. Diese weicht erheblich von meinen Vorstellungen ab, denn sie sieht mehr aus wie ein Döner-Imbiss.
Die Lasagne schmeckt wirklich gut, und ich habe mal gespart, nachdem beim Frühstück Schlemmen angesagt war.
Alles in allem bin ich nur 22 Kilometer gelaufen. Die Motivation war etwas gedämpft, vor allem während des ersten Teils. Mal sehen, wie es morgen weitergeht.

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2 Antworten auf Meine Donau-Route 26. Tag

  1. Ilona sagt:

    „Des Wandern Lust ist, dass man die Zwecklosigkeit genießt. Genüge im eigenen Selbst zu finden, das ist des Wanderns höchste Stufe!“ (Liezi, chinesischer Philosoph, um 450 v. Chr.)
    Ich glaube, die Stufe hast Du schon lange erreicht! 🙂

  2. Helmut sagt:

    Hallo Barbara,
    da kommst du ja morgen nach Grein. Die Grein-Burg ist sehr empfehlenswert, gehört, glaube ich, den Faber-Castells (die mit den Bleistiften) und die Sicht aus dem großen Fenster auf die Donau ist unvergesslich. Und wenn du bei dem Lokal „Schörgi“ vorbeikommst, dann bestelle mal einen Wurstsalat. Wir bekamen umsonst ein Glas kaltes Wasser, aber keinen Wurstsalat. Erst die 3. Bedienung erkannte, dass wir keinen Durst hatten, sondern Wurstsalat wollten, haha.
    Mach´s gut!

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