Etappe 20: von Haibach nach Schloss Mühldorf
Haibach liegt etwas verträumt vor mir als ich das Hotel verlasse.

Heute geht es wieder bergab zurück zur Donau, nach Aschbach, wo die Schlinge schon hinter ihr liegt. Dorthin führt wieder eine Donausteig-Stecke, stelle ich erleichtert fest. Dann ist die Beschilderung vermutlich ähnlich gut wie gestern und ich brauche das Handy nur zum Kontrollieren, Fotografieren und Telefonieren!

Wald und Flur, Haus und Hof: Abwechslung ist geboten. Da fällt es nicht schwer lächelnd und beschwingt voranzuschreiten.

Es geht nicht nur bergab, sondern merkwürdigerweise immer wieder streng bergauf. Für jemand, die das Bergauf eher nicht so mag, gefällt es mir gerade außerordentlich gut.
An zwei Stellen treffe ich jeweils ein „Rudel“ Jäger. Ich erfahre: „Es geht um die Hundeausbildung. Heute ist Prüfung.“ Ich wünsche den Vierbeinern und den Zweibeinern viel Glück für den Tag. Bald höre ich mehrere Schüsse, hoffentlich haben die Kandidaten das gemeistert!
Auf einmal heult eine Sirene auf. „Gehört das auch zur Prüfung?“ „Nein, am Samstag um zwölf wird die Sirene getestet.“ „Gut, muss ja auch mal sein!“ Ich laufe weiter und es ist schnell wieder Ruhe… bis… es dann in kleineren Abständen von allen Seiten heilt und durch Echos untermalt wird. Echt spooky, Gänsehaut! Es fängt auf einmal auch noch an in meiner Tasche zu jaulen, jetzt wird es wirklich unheimlich!
Oh, das hatten wir ja auch schon. Und der ganze Spuk ist so schnell vorbei, wir er angefangen hat. Hoffentlich haben die Hunde sich nicht drausbringen lassen, das war ja wirklich unfair!
Ich gehe auf Schwammerl-Suche, mit der Kamera:

So fliegt die Zeit dahin und bald schon bin ich in Aschbach an der Donau. Dort stärke ich mich mit Cappuccino und Mango-Topfen-Strudel.
Das restliche Drittel des Weges ist schwer beurteilen: „Langweilig!“, sagt mein Kopf. „Wunderbar!“ sagen meine Füße.
Dann analysiere ich halt österreichische Verkehrsschilder:
Entzückende Erinnerungen an die Vergangenheit!
Konrad, der Gute, hat schon wieder eine Übernachtung in einem Schloss für mich gebucht: Schloß Mühldorf. Ich freue mich schon auf mein Ziel, auch wenn ich weiß, dass es dort kein richtiges Abendessen gibt. Es gibt einen Getränkeautomat und Snacks, bilde ich mir ein, irgendwo gelesen zu haben. Nun denn, es muss ja auch nicht immer ein vollwertiges Abendessen sein!
Zunächst habe ich Schwierigkeiten durch das Tor zu kommen, aber ein junger Mann hilft mit. Dann finde ich in einer wunderschönen, menschenleeren Rezeption nur einen Umschlag mit Namen und Zimmernummer vor. Ist das alles? Irritiert sich ich meine Unterbringung. Dann stehe ich in den netten kleinen Apartment und fühle mich verlassen. „Niemand kümmert sich um mich! Bestimmt gehört das Anwesen einem Investor, dem das Interesse der Gäste völlig egal ist!“ Ein Urteil ist schnell gefällt: schön, aber herzlos.
Dann muss ich halt zurück in die Ortschaft, heute bin ich sowieso nicht allzu sehr erschöpft. Mein Verlassen meines Gebäudeteils treffe ich die Verwalterin, die ganz alleine für diesen Betrieb zuständig ist. Sie interessiert sich für mich und sorgt sich um meine Nahrungsaufnahme. Ich erfahre, dass die guten Zeiten des Hauses mit Automaten für Snacks und Getränke seit 2021 vorbei sind, Corona! Es finden hier kaum noch Seminare und Events statt. Sie leidet sichtlich unter der Verschlechterung. Ich bin erschüttert: hier wirkt es so top-gepflegt, so ansprechend eingerichtet und die großen Kunden bleiben aus? Und dahinter steht kein anonymer Investor, sondern ein Privatmensch, der da oben zwischen den beiden Türmen mit seiner Mutter residiert.
Die gute Frau lässt es sich nicht nehmen mich zum Abendessen in den nächsten Ort zu fahren. Den freundlich angebotenen Wieder-Heimbring-Service schlage ich aber energisch aus. Eine Wandersfrau sollte doch vor den drei Kilometern nicht zurückschrecken. Und heute bin ich doch nur zwanzig angenehme Kilometer gelaufen.

Ja, ich freue mich im Schloss zu übernachten (oder eigentlich im Nebengebäude, der Villa Adriana).



Wie schön so kleine Pilze sein können! 🙂
ich glaube, ich hätte die Einladung, mich mit dem Auto zum nächsten Restaurant zu fahren, gerne angenommen. Schließlich musstest Du ja auch drei Kilometer wieder zurück laufen! 😉