Meine Donau-Route: 17. Tag

Etappe 15: Von Deggendorf nach Künzing

Ich lasse es mir gutgehen in meinem Donauhof von 1834, dessen Geschichte als Hotel aber erst 1988 begann. Vorher diente das Gebäude unter anderem als Krankenhaus. Die freundliche Dame an der Rezeption gibt mir gerne Auskunft.

Komoot meint es gut mit mir und schickt mich von Deggendorf aus den Berg hoch, um mir das Industriegebiet zu ersparen. Ich verzichte auf diesen Service und gewinne Kilometer bei gleichzeitigem Verlust von Höhenmetern. Ich stapfe gelassen an hässlicher Industrie und lauter Autobahn entlang.
Der Weg führt mich aber doch langsam zurück zur Natur und dann endlich unter der A3 hindurch zur Donau.
Ich laufe zwischen Wasser rechts und Wasser links. Dieses Auengebiet ist bewusst angelegt worden, Naturschutz hat einen hohen Stellenwert hier.
Heute ist es zum ersten Mal recht frisch morgens und auch während des Tages wird es nicht mehr so warm. Ich friere zwar nicht, trotzdem dürfte es wegen mir gerne zwei, drei Grad wärmer sein.
Welch ein Luxus: eine Bank mit Infohäuschen. Was wäre das bei meinem Regentag nach Schwenningen für ein Paradies gewesen!
„Die machen ja ordentlich Werbung für ihren Hochwasser- und Naturschutz.“ Ein Einheimischer mit Hund stellt sich neben mich und fängt an zu meckern. „Die machen hier alles kaputt mit ihren Bauarbeiten! Wegen der Vögel dürfen nur zwei Lastwagen in der Stunde fahren und die Bagger und Maschinen laufen die ganze Zeit sinnlos, weil sie für die Betriebszeit gezahlt werden!“ Oh, aber ich brauche diese Information nicht zu kommentieren. (Wie sollte ich da auch ein qualifiziertes Urteil abgeben können?) Mittlerweile hat sich ein Pärchen mit Hund zu uns gesellt und das Thema wechselt automatisch.
Ein paar Kilometer weiter fange ich aber auch an, die Dammbaumaßnahmen zu hassen, denn ich muss wegen ihnen eineinhalb Kilometer Umweg ertragen.
Doch eigentlich nicht fürchterlich schlimm! Ich wollte sowieso eine Donauschleife abkürzen und lande wieder auf dem Panoramaweg.

Am Ende meiner Wanderung werde ich noch einmal mit Donauimpressionen verwöhnt.

Dann erreiche ich die Villa Quintana, mein Hotel Garni.
Der hilfsbereite Besitzer klärt mich auf Nachfrage gleich über die wechselhafte Geschichte des Hauses auf. Ich versuche gut zuzuhören, obwohl mir das nicht ganz leicht fällt. Nach der 25 Kilometer-Wanderung würde ich mich am liebsten gleich aufs Bett werfen.
An diesem Ort gibt es eine schwefelhaltige Heilquelle, die sich wohl schon die Kelten zunutze machten. Die Bundesstraße vor dem Haus verläuft in etwa wie der römische Donaulimes seinerzeit. Hier in der Gegend war vermutlich das fünfte Lager (Quintana), woraus sich wohl auch der Name des Ortes Künzing ableitete. Das Haus wurde 1911 als Kurhotel gebaut, dann war es das Zentrum für Nonnen, die sich um Notleidende in der Umgebung kümmerten. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zum Stützpunkt der SS und später waren hier Amerikaner stationiert. Dann wurde es von der Kirche gekauft und diente als Kloster. Kein Mensch weiß, wo das Geld herkam. Als der Orden ausstarb, wurde das Haus wieder zum Hotel.
Ich liebe es, wenn mich so viel Geschichte umgibt.
Das war’s aber dann mit den Reizen von Künzing. Die Sonne wagt sich jetzt am Abend noch einmal heraus, aber als ich in den Ort laufe, bin ich enttäuscht und langweile mich. Es ist Montag und es ist wirklich nichts los hier.
Das Museum Quintana hat geschlossen, aber was noch viel schlimmer ist: kein Restaurant ist offen. Wirklich keines? Keines bis auf Mister Döner! Dann gibt es heute halt einmal Falafel mit Pfefferminztee, auch nicht schlecht!

 

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