Etappe 9: Von Marching nach Kelheim
Mein Weg aus dem Ort bietet noch ein wenig Geschichte:
Durch das Dorf führte die alte Salzstraße, auf welcher Pferdefuhrwerke ihr Salz über Neustadt von Salzburg und Reichenhall nach Nürnberg fuhren.
Die Burg wurde Ende des 14. Jahrhunderts zerstört. Der Feiglturm ist sichtbarer Überrest dieser Feste Märching. Eine Sage berichtet von Raubrittern, welche die Schiffe überfielen, die auf der Donau vorbeifuhren. In unterirdischen Gängen unter dem Kirchlein sei wohl ein Schatz deponiert worden.
Und so beginnt der Tag recht mystisch, passend zum nebligen Wetter. Mein „Standbild“ liegt heute im Nebel. Das lädt mich zum Meditieren ein. „Links und rechts von dir liegt immer wieder undurchsichtiges Gewässer, aber du kannst sicher vorankommen, denn du bist auf dem schützenden Damm!“
Auf einmal liegt das Geld auf der Straße -nein auf dem Damm- 16 feuchte Euro und kein Besitzer weit und breit… Ich erbarme mich.
Ich freue mich auf die Fähre, die erste Fähre überhaupt auf meiner Wanderung. Zu früh gefreut. Sie verkehrt montags nicht, und natürlich ist heute Montag.
Dann steht halt stattdessen Waldbaden an, auf grasigem oder sandigem Weg mit Uferblick.
Von mir aus hätte ich so noch lange so weiter laufen können… Aber der Weg, der weiter reizvoll am Fluss vorbei führt, wird nicht mehr gepflegt. Komoot ist da leider nicht auf dem neusten Stand. Ich laufe stattdessen auf Reifenspuren im Gras, entlang von Äckern und Feldern. Einmal vertraue ich noch meinen Routenplaner. Ins Waldbaden wird eine neue Disziplin eingebaut: Brennnessel-Treten im Storchengang. Mensch, ich muss da durch, denn vor mir liegt ein kleiner Bach.
Jetzt schnell über den Graben, dann habe ich aber endgültig die Lust am Uferweg verloren.
Ich werde erst wieder mutig, als ich diese Beschilderung lese:
Die Jakobspilger werden schon nicht durch die Brennnesseln geschickt werden. Stimmt, eine Weile ist auch alles perfekt.
Aber die Jakobspilger lieben Berge und ich nicht. Ich stöhne trotzdem nur ein klein wenig, als der Weg völlig unerwartet steil nach oben geht. Ja, in der Nähe des Donaudurchbruches habe ich sogar damit gerechnet.
Es geht wirklich steil nach oben und alles ist schrecklich ausgewaschen. Ich packe zum ersten Mal meine Stöcke aus und komme klar.Es geht rauf und wieder runter, ich fühle mich wohl. Und mir geht es noch besser als ich sehe, dass die Fähre in Stausacker auch heute verkehrt.
Mit einer Zille werde ich als einzige Passagierin übergesetzt. Kloster Weltenburg ist nicht mehr weit. Fluten von Touristen sind mit mir unterwegs.
Endlich sehe ich ein richtiges Schiff!!! Die Donau verändert sich…
Im Biergarten des Klosters trinke ich einen halben Liter Johannisbeerschorle.
(Bier wäre erschwinglicher gewesen.)
Ich wandere über den Frauenberg nach Kelheim und bleibe geduldig, auch wenn Komoot immer wieder spinnt. Mir geht es heute gut, mein Körper hat sich vielleicht schon an das Wandern gewöhnt?
Und dann kommt sie doch noch, die Herausforderung des Tages: das Einchecken in mein supermodernes, steriles „greenpartment boardinghousehotel“ samt Öffnens meines Zimmers.
Ich brauche ungefähr eine halbe Stunde, bis ich endlich drin bin. (Details erkläre ich nur auf Nachfrage.)
Dann folgt noch ein wenig Sightseeing, das angenehm im Gasthof Berzel ausklingt.
Das mit dem Einchecken in moderne Zimmer kommt mir bekannt vor! 🙂
Und schön, dass sich zumindest der Nebel gelichtet hat, wennschon die KOMOOT-Wege wohl nicht „besser“ geworden sind. 🙂