HEIM

19. September: von Gögglingen nach Blaubeuren 

Fast fünfzig Jahre wohnten meine Eltern in ihrem Heim. Jetzt ist die Zeit vorbei, mein Vater ist vor über drei Jahren gestorben und meine Mutter lebt seit vorgestern in einer netten Seniorenresidenz.

Anstrengende Tage liegen hinter meinem Bruder und mir. Meine Mutter durfte mit der Feier ihres neunzigsten Geburtstags noch einen würdigen Abschied von zuhause erleben.
Die letzten zwei Nächte verbrachte ich allein in dem Haus voller Erinnerungen und mir war bereits vorher bewusst, dass es nach dieser körperlichen und emotionalen Anspannung kein einfaches „Back-to-normal“ geben würde. Wandern wollte ich sowieso auch in diesem Jahr wieder und so war mir irgendwann klar, dass ich vom HEIM meiner Eltern HEIM laufen wollte.
Ich brach heute morgen um halb zehn auf. Heute würden natürlich noch einmal viele Erinnerungen aufgekocht werden:

Hier im Ritter haben wir vor 45 Jahren unsere Hochzeit gefeiert.

Diese Kirche gehört zu dem Friedhof, auf dem mein Vater begraben ist.

Ich war immer ein wenig stolz auf die Donau bei Gögglingen.


In Gögglingen lebte ich nur gute zwei Jahre, aber in Einsingen blieben wir acht Jahre, nachdem wir 1966 von Wuppertal dorthin gezogen waren.

 Hier verbrachte ich mit meiner Omi die erste Nacht in Süddeutschland. Damals war dieses Gebäude ein Gasthaus mit dem etwas zweifelhaften Namen „Zum Blauen Affen“.

Als ich relativ kurz nach unserem Umzug Röteln bekam, stand für mich der Schuldige schnell fest: der Rötelbach!
 
Ein einziges Mal schwammen Forellen in diesem Bächlein. Ich schaute begeistert zu, wie die Nachbarsbuben hier mit emsigem Fischfang den Speiseplan ihrer Familie aufbesserten.
Irgendwann hat unser Hund Bobby mal am Rötelbach ein Huhn gerissen, weil ich ihn unerlaubt frei laufen gelassen hatte. Diesen tragischen Vorfall habe ich damals einfach allen verschwiegen.


Ab hier begannen die letzten Meter der anstrengenden Schultage. Oben rechts am letzten Haus hatte ich es dann geschafft.
 
Der damalige Pfarrer dieser Kirche betrieb schwärzeste Religionspädagogik. Der Himmel scheint sich daran zu erinnern und schickt mir die Sonne zum Trost.
 



Auch wenn mein Kopf noch voll ist und ich weit weg bin von den positiven Wandererfahrungen des letzten Jahres, berühren mich die Eindrücke von Natur und Landschaft.
 
Wegwarten dekorieren meine Strecke.

Pause für Gustav und mich !!!

Hier in Beiningen waren wir oft zum Schifahren. Erstaunlich, dass der Lift noch existiert.

Blaubeuren ist mir vertraut durch Schulausflüge. Ich weiß noch wie wir hier am Bahnhof ausstiegen.
Außerdem bot die Stadt mit seinem Blautopf stets ein angenehmes Ambiente für Familienausflüge.
 
 
Den Topf habe ich richtig blau in Erinnerung!

Die schöne Lau…



Das HEIM meiner Eltern liegt nun über zwanzig Kilometer hinter mir und ich fühle mich jetzt nicht mehr ganz so sehr in meinen Erinnerungen gefangen.

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2 Antworten auf HEIM

  1. Katharina sagt:

    Liebe Barbara,

    schön, dass du deine neue Reise dokumentiert. Ich bin gespannt, wie es weiter geht :-).
    LG aus Ahldorf,
    Katharina

  2. Mohr Claire sagt:

    Liebe Barbara,
    das sind tolle Bilder und sehr sehr schöne Beschreibungen! Vielen Dank und weiterhin“ frohes Laufen“
    Liebe Grüße von Claire

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