Meine Donau Route: 34. Tag (Ziel)

Etappe 31: Von Altenberg nach Wien

Es fühlt sich komisch an: ein letztes Mal aufbrechen. Ich verlasse das Hotel um kurz nach acht, denn der Tag wird noch einmal anstrengend. Darf er auch!
Ich habe wieder ziemlich Gegenwind. An machen Stellen ist es sichtbar, dass es hier schon seit Tagen bläst.
Auf dem Weg zur Donau betrachte ich die Häuschen. Viele sind auf Stelzen gebaut, bestimmt wegen der Hochwassergefährdung. Sind das wohl Garten-, Wohn- oder Wochenendhäuser? Manche sehen so aus, als wären die Besitzer sehr reich.

 

Endlich erreiche ich den Fluss. Ich bin etwas misstrauisch. Der ist heute so klein. Bald wird klar: Ich bin neben der Bie gelaufen, die jetzt in die Donau mündet.
Das Wehr, welches gestern lange Zeit vor mir zu sehen war, liegt jetzt hinter mir. Schon wieder steht ein Bauzaun auf meinem Weg und ich bin enttäuscht. Ich habe mich darauf gefreut, dass ich heute ein letztes Mal lange an der Donau entlang laufen darf. Dieses grausame Hochwasser: mindestens 28 Tote, zwei Millionen Menschen, die davon betroffen waren, Schaden in Höhe von mehreren Milliarden Euro!
Statt Donau, Hauptstraße von Kritzendorf. Wenigstens gibt es durchgehend einen Gehweg. Immer wieder verhindern Warnschilder, dass ich zurück an die Donau darf.

Am Bahnhof von Unterkritzendorf geht die Straße steil rechts hoch. Das will ich wirklich nicht und deshalb versuche ich es mit dem Radweg, der unten im Tal bleibt, links der Bahnlinie. Ich sehe weder Warn- noch Umleitungsschilder.

Die Hochwasserspuren sind nicht zu übersehen, aber der Weg ist frei. Ich komme wohlbehalten nach Klosterneuburg. Dort lasse ich mich mit Koffein verwöhnen.

 

 

 

 

 

Bald darf ich endlich wieder an die Donau, zumindest an einen Teil des Flusses. Es gibt keine Umleitungen mehr. Wie bewegend: Ich sehe Wien am Horizont.

Und dann…
  

 

 

 

 

 

„Wenn ich am Ortsschild ankomme, dann kann ich mir erlauben, mit Öffis ins Zentrum zu fahren.“ Mache ich natürlich nicht, obwohl das Zentrum noch acht Kilometer entfernt ist. Es ist halb eins und Konrad kommt erst um sechs. Außerdem fühle ich mich fit, und meine letzte Wanderung soll doch nicht so schnell aufhören.
Ich komme an die „richtige“ Donau. So grau habe sie die ganze Zeit nicht gesehen. Das Wasser scheint heute in keine Richtung zu fließen.
Die Stadt kommt immer näher.
Tschüss Donau❤️❤️❤️! 655 Kilometer lang bin ich fast täglich an deiner Seite gelaufen. Ich durfte beobachten, wie du immer größer wurdest! Ich habe dich aus den unterschiedlichsten Perspektiven kennen gelernt. Jetzt bleibt mir nur noch ein kleines Stück Kanal und dann bin ich endgültig am Ziel. Vor dir liegen noch 1930 Kilometer bis zur Mündung.
Ich nähere mich dem Zentrum mit einem Cocktail von Gefühlen. Ich bin traurig, dass meine Wanderung jetzt zu Ende ist. Ich freue mich auf Konrad. Ich bin ergriffen, dass ich mein Ziel erreicht habe. Ich bin stolz, dass ich dafür nicht einmal fünf Wochen gebraucht habe. Ich bin dankbar, dass ich den Weg gesund und heil überstanden habe.
Es ist gut, dass ich zwei Stunden Zeit habe mich an die Großstadt zu gewöhnen.

Noch eine Melange im Zentrum, dann krieche ich durch die windigen, kalten Straßen zum Hauptbahnhof. Dort warte ich geduldig bis Konrad mit nur 35 Minuten Verspätung ankommt. Er saß acht Stunden ununterbrochen im Zug Stuttgart-Wien.

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2 Antworten auf Meine Donau Route: 34. Tag (Ziel)

  1. Ilona sagt:

    Liebe Barbara,
    toll, was Du geleistet hast! Du kannst wirklich mega stolz auf Dich sein. <3
    Ich bin schon gespannt, welches Ziel Du Dir 2025 aussuchen wirst! 😉
    Leider habe ich keinen Zugriff auf alle Deine Berichte. ich habe es versäumt, täglich zu lesen – irgendwie ist mir das durchgerutscht. Bevor ich Dich morgen sehe, wollte ich alle gelesen haben. Vielleicht schaffe ich es noch?
    Von ganzem Herzen nochmals: "Glückwunsch! Das hast Du echt super toll gemacht! Sei stolz auf deine Leistung!"
    Herzlichst Ilona

  2. Martina sagt:

    Liebe Barbara,
    Glückwunsch zu deiner großen Leistung, jetzt hast du es geschafft. War ja manchmal auch nicht so einfach und ich musste feststellen, dass du ganz schön risikobereit bist. Ich wünsch euch beiden noch ein paar schöne Tage und freue mich, wenn du wieder da bist.
    Gruß Martina

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