Etappe 6: Von Burgheim nach Neuburg
Tschüss Tiny-House: Ich konnte alle Herausforderungen problemlos bewältigen und werde dich gut in Erinnerung behalten!
Zum Frühstück trinke ich noch einmal Cappuccino beim REWE und genieße eine Donauwelle. Wenn das mal kein gelungener Start für meine heutige Donauwanderung ist!
Ich muss umdisponieren: Eine Baustelle versperrt mit den rechten Weg entlang der Donau, also laufe ich zwangsläufig links.
Auch nicht schlecht, ich kann einen Blick auf Schloss Bergheim werfen, das sich gestern zwischen Bäumen versteckte.
Der Grasweg am Fluss führt entlang des Naturwalds der Stiftung „Naturerbe Donau“ und mündet in einen Waldweg, über den planmäßig ein Bach fließt, unpassierbar für normale Fahrzeuge. Für Fußgänger gibt es glücklicherweise einen „Gehweg“.
 
 
Jetzt befindet sich – vermutlich wegen der vielen Gewässer am Ufer – mal eine Zeit lang kein Weg entlang des Flusses und ich laufe einen Bogen, der mich in die Ortschaft Stepperg führt. Ich träume von einer Wirtschaft oder einer Cappuccino-Tankstelle, bin mir aber bewusst, wie naiv diese Vorstellung ist. Stattdessen finde ich ein stattliches Schloss vor und zückte mein Handy.
„Sie dürfen ruhig zum Fotografieren reinkommen!“ lädt mich ein seriös aussehender Herr ein. „Danke, wem gehört denn dieses schöne Anwesen?“ „Dem Schlossherrn… Das bin ich!“ Natürlich bin ich ausserordentlich beeindruckt. Wir kommen ins Gespräch. Er erzählt vom Schloss, von der aufwändigen Renovierung und von seiner Prämiumwohnlage mit Blick auf die Donau. Ich beeindrucke ihn mit meiner Wanderung. Er wünscht mir Glück. Ich verzichte auf den Hinweis, dass ich an seinem wunderschönen Wohnort eine Schlossschenke vermisse.

Doch ich finde heute noch meinen Herzensort, wenn auch ganz anders als erwartet. Durch eine Lindenalle steige ich zum Antoniberg hoch. Sie fühlt sich an wie ein Pilgerweg, eigentlich so gar nicht meine Kragenweite.
 


Hier stehen zwar zwei Kapellen, aber der Ort fühlt sich überhaupt nicht an wie ein Wallfahrtsort.

 
Hier ist nur Ruhe und Einsamkeit. Ich kann zwischen den Bäumen zu einem Donauarm hinunter sehen.
Auf der Bank rund um eine alte Linde, die schon lange ihre Krone verloren hat, verweile ich fast meditativ. Ich lege mich dann hin und schlummere, mit Gustav als Kopfkissen.


Eine Recherche ergibt dann, dass ich mich an einer neugotischen Gruftkapelle befinde (oben links). Die Kapelle daneben heißt St. Antonius-St. Anna (oben rechts). Sie war wirklich einmal eine Wallfahrtskirche, vor allem für Donauschwaben, die beispielsweise in Ungarn eine neue Heimat suchten. Hier war für viele der letzte Ort, an dem sie noch einmal die Sakramente empfangen konnten. Eine Einsiedelei befand sich auch einst auf diesem Grundstück.
So viel Bedeutsames liegt in der Luft und ich höre nur Geräusche der Natur, spüre Einsamkeit. Ich erwähle diese Stelle zu einem Herzensort. So ein ehrfürchtiges Gefühl hatte ich bisher noch nicht auf meiner Wanderung. Ich bin die ganze Zeit ganz alleine, bis…
…es auf einmal aus ist mit der Ruhe. „Also gut Ihr Lieben! Es ist ja sowieso Zeit für mich zu gehen.“
Die zweite Hälfte meiner Wanderung beginnt. Ich komme an allen möglichen Formen von Donaulandschaft vorbei: Seen, Flüsschen, große und kleine Inseln und an einem Seitenarm.
Dann laufe ich auf dem Damm und die Donau ist wieder ein breiter, erhabener Fluss. Alle zwei hundert Meter steht ein Schild, auf dem ich sehe, wie weit es noch bis zur Mündung ist. Ulm liegt nun hundert Kilometer stromaufwärts.
      
Ich erreiche die Brücke, nach der ich gerne den Fluss verlasse, denn mein Hotel ist nicht mehr weit weg. Ich ignoriere noch einmal ein Verbotsschild (angeblich wegen Hochwasserschäden, die ich aber nicht entdecke) und dann muss ich nur noch rechts abbiegen.
Das darf doch nicht wahr sein! Nur noch ein paar hundert Meter und der Weg führt so steil nach oben, dass ich Angst bekomme. Die Spur ist vom Regen ausgewaschen und meine Füße sind müde. Sonderlich trittsicher bin ich sowieso nicht. Eigentlich sollte ich jetzt die Stöcke rauskamen, aber dazu bin ich zu faul. Also geht es vorsichtig Zentimeter um Zentimeter langsam aber stetig hinauf. Alles geht gut, das Drama bleibt aus. Ich erreiche Neuburg unbeschadet und beziehe ein luxuriöses Hotelzimmer. Dort lege ich Gustav ab, richte mich ein wenig und watschle zum Bahnhof, denn…
 
… Konrad besucht mich 🥰 und wir verschaffen uns gemeinsam einen ersten Eindruck von der Stadt. Morgen ist Ruhetag!
								
